Krampfadern Ursachen und Betreuung
Unter Krampfadern versteht man oberflächliche Venen, die erweitert sind und dadurch oft ein geschlängeltes und knotenförmiges Aussehen haben. Lesen Sie hier Wissenswertes über die Krankheit und ihre Behandlungsmöglichkeiten.
Unter Krampfadern versteht man oberflächliche Venen, die erweitert sind und dadurch oft ein geschlängeltes und knotenförmiges Aussehen haben. Die Venen treten an den Beinen meist sichtbar hervor, da sie in oder dicht unter der Haut liegen und werden in der Medizin auch als Varizen bezeichnet. Demzufolge sind von Krampfadern nur die oberflächlichen Venen betroffen. Neben den beschriebenen Varizen gibt es auch noch sogenannte Besenreiser (die kleinsten Krampfadern)
Leidet ein Mensch unter Krampfadern, leidet er in der Fachsprache unter einer Varikose. Es handelt sich um eine chronische Erkrankung, bei der sich trotz Therapie mit der Zeit erneut Krampfadern bilden können.1
Normalerweise sind in der Anfangsphase der Krampfadern keinerlei Anzeichen und Beschwerden zu vermerken. Die sehr kleinen Besenreiservarizen sind meistens ungefährlich und sorgen nur selten für schmerzhafte Veränderungen. Besenreiser sind weitestgehend harmlose rote, blaue oder violette Äderchen in der Beinhaut.
Je nach Stärke der Beschwerden werden die Krampfadern in unterschiedliche Stadien eingeteilt:
- Stadium 1 (Anfangsstadium): Am Anfang der Erkrankung sind die Krampfadern eher ein ästhetisches Problem (Sie werden in den meisten Fällen als unschön empfunden und ungern in der Öffentlichkeit präsentiert) und sorgen im Normalfall für keine körperlichen Beschwerden.
- Stadium 2 (Schwere Beine): im Voranschreiten der Krankheit tritt oft ein Gefühl schwerer Beine und ein Spannungsgefühl in den Beinen auf. Am Tage werden die Beine schneller müde und es treten häufiger nächtliche Wadenkrämpfe auf. Die aufgezählten Beschwerden nehmen meist bei Bewegung oder im Liegen ab. Hierbei wird einer Stauung entgegengewirkt, weil der Blutfluss in den Venen angeregt wird. Manche Erkrankte klagen über einen ausgeprägten Juckreiz und äußern eine Verschlechterung der Symptome bei einer ansteigenden Temperatur. Die Wärme führt zu einer Gefäßerweiterung; das Blut fließt somit schlechter ab und die Varizen werden schmerzhaft.
- Stadium3 (Wasseransammlung in den Beinen: Ödeme): Die Gefäßwände werden umso angegriffener und durchlässiger, je länger der Blutstau in den Venen anhält. Eiweiße, Blutabbauprodukte und Flüssigkeit werden aus den Krampfadern in das umliegende Gewebe gedrückt. Anfänglich klagen die Patienten erstmal abends über Wasseransammlungen in Beinen und Füßen. Die andauernde Blutstauung erzeugt außerdem juckende, rötliche Hautveränderungen (Stauungsdermatitis, Stauungsekzem). Insbesondere bei Patienten älteren Jahrganges wird die Haut immer dünner (Pergamenthaut); somit entstehen leichter und schneller Verletzungen, welche aber noch abheilen können.
- Stadium 4 (offene Beingeschwüre): Durch den lang anhaltenden Blutstau entsteht eine Sauerstoffunterversorgung des umliegenden Gewebes, kleine Verletzungen heilen dann nicht mehr richtig ab. Es entstehen Geschwüre der Haut, das Gewebe stirbt in Form von offenen Beinen ab (Ulcus cruris). Die Wundheilung ist durch die reduzierte Durchblutung stark vermindert. Es ist notwendig, dass die Geschwüre regelmäßig von einem Arzt behandelt werden, damit sich die Bakterien nicht unkontrolliert vermehren können.
Personen, die unter Varizen leiden, bekommen häufig zusätzlich eine Entzündung der oberflächlichen Venen (Phlebetis). Eine Entzündung wird dadurch gefördert, dass die Gefäßwände durch den anhaltenden Blutstau gereizt werden. Blutgerinnsel, die das Blutgefäß verstopfen können und somit eine Thrombose auslösen können, bilden sich leichter an einer entzündeten Gefäßwand. Dieses Blutgerinnsel kann sich auch lösen, durch den Blutkreislauf in den Lungenkreislauf gelangen und durch Verstopfung eines Lungengefäßes eine Lungenembolie auslösen. Diese ist ein akuter und lebensbedrohlicher Ernstfall und muss sofort medizinisch abgeklärt werden.2
Über die Hälfte aller Deutschen leiden im Laufe des Lebens unter geweiteten Venen. Diese können nicht nur in den Beinen, sondern auch öfter in der Speiseröhre auftauchen. Hier spricht man von Ösophagusvarizen, welche durch einen erhöhten Druck in der Pfortader ausgelöst werden. (ähnlich wie bei einer Leberzirrhose) Männer leiden eindeutig seltener unter Krampfadern als Frauen. Bilden sich bei Männern erweiterte Venen, sind neben den Beinen oft auch die Hoden betroffen. Wenn dieses geschieht, sollte in allen Fällen ärztlicher Rat eingeholt werden, da es im schlimmsten Fall zur Unfruchtbarkeit führen kann. Im Allgemeinen gibt es viele verschiedene Ursachen für Krampfadern; je nach Ursache unterscheidet man zwischen einer primären und sekundären Varikose.
Primäre Varikose: Eine primäre Varikose kommt in etwa 95 Prozent als Ursache für die Entstehung von Krampfadern in Frage. Mediziner sprechen von einer primären Varikose, wenn eine Venenwand -oder Bindegewebsschwäche der Auslöser für die Beschwerden ist. Aufgrund der Gewebsschwäche schließen die Venenklappen nicht mehr adäquat und das Blut wird nicht mehr ohne Probleme weitergeleitet. Wenn das Blut in den Venen versackt, erweitern sie sich und Krampfadern entstehen. Neben den genetischen Veranlagungen gibt es noch eine Vielzahl an Aspekten, welche das Risiko für Krampfadern erhöhen:
- weibliches Geschlecht
- Übergewicht
- Schwangerschaft
- Bewegungsmangel
- enge Kleidung
- Einnahme der Antibabypille
- stehende berufliche Tätigkeit
Sekundäre Varikose: Von dieser Form spricht man, wenn die Krampfadern durch eine tiefe Venenthrombose bedingt sind. Das Blut muss sich gezwungenermaßen einen anderen Weg durch das oberflächliche Venensystem suchen, da die tiefe Vene verschlossen ist. Abhängig von Stärke und Länge der Überbelastung können die Venenklappen hochgradig geschädigt sein. Wenn das Blut hierdurch nicht mehr wie gewohnt weiter transportiert werden kann, sondern es zu einer Rückstauung führt, entstehen Varizen. Eine frühzeitige Diagnostik ist bei einer tiefen Venenthrombose aufgrund der Gefahr einer Lungenembolie besonders wichtig. Charakteristische Symptome einer Thrombose sind Schwellung und Schmerzen im Bereich der Wade; oft fühlt sich die Wade auch warm an, es kommt zur Verfärbung des betroffenen Bereiches.
Krampfadern in der Schwangerschaft: Die hormonellen Veränderungen während einer Schwangerschaft führen zu einer Lockerung des Muskel-und Bindegewebes; auch die Venen sind hiervon betroffen. Weiterhin wird durch die Gebärmutter im Laufe der Schwangerschaft immer mehr Druck auf die Venen im Becken und die untere Hohlvene ausgeübt; der Blutdruck in den Beinvenen erhöht sich und die Entstehung von Varizen wird begünstigt. Im Allgemeinen gilt, dass das Risiko einer Venenschwäche mit der Anzahl der Schwangerschaften zunimmt.3
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Dr. Christian Holsing
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Erkrankte sollten möglichst früh mit der medizinischen Versorgung der Krampfadern beginnen, um Spätschäden und Komplikationen zu vermeiden. Welche Behandlungsmethode zum Einsatz kommt, ist davon abhängig, ob ein primäres oder sekundäres Krampfleiden vorliegt.
Es gibt drei unterschiedliche Behandlungsmethoden:
Nicht-medikamentöse Maßnahmen:
- In den allgemeinen Verfahren wird durch körperliche Tätigkeit die Wadenmuskulatur der Rückfluss des Blutes aus den Venen angeregt. Gezielte Bewegungstherapien können bei unbeweglichen oder älteren Patienten zur Notwendigkeit werden. Weiterhin können Kaltwasseranwendungen und das Hochlegen der Beine positiv auf die Venen wirken. Durch die beschriebenen Maßnahmen können die Varizen nicht entfernt werden, jedoch können die durch die Krampfadern hervorgerufenen Beschwerden gelindert werden.
- Kompressionstherapie: Kompressionsstrümpfe oder die weniger stark wirkenden Stützstrümpfe unterstützen die biologische Rückstromfunktion der Beinvenen, da sie Druck auf die Venen ausüben. Darüber hinaus kann Wasseransammlungen in den Beinen vorgebeugt werden oder bereits vorhandene Ödeme können verringert werden. Kompressionsstrümpfe haben die gleiche Wirkweise wie ein durch eine Fachkraft angelegter Kompressionsverband. Fachgeschäfte fertigen diese Strümpfe individuell auf den Erkrankten zugeschnitten an und wählen zwischen den verschiedenen Spannungsstärken. Kontraindikationen der Kompressionsstrümpfe sind rheumatoide Arthritis, arterielle Verschlusskrankheit, Hauterkrankungen und schwerer Blutdruck. Das Tragen von Kompressionsstrümpfen kann bei leichten Krampfadern genügend Wirkung zeigen, bei ausgeprägten Varizen dienen sie der Unterstützung weiterer Verfahren. Im Falle von offenen Beinen, Venenentzündungen und Thrombosen werden Zinkleimverbände angewandt; diese sind nicht so dehnbar und können daher gezielt in die Tiefe wirken.
- Verödung (Slerosierung): Bei diesem Verfahren wird ein Mittel in die erkrankten Venen injiziert, welches eine Entzündung der Innenwände zur Folge hat und somit die betroffenen Gefäße verschließt oder besser gesagt verklebt. Um nach der Verödung den Bluttransport in den anderen Venen zu fördern, sind Bewegung und Kompressionsstrümpfe hilfreich. Angewandt wird die Verödung bei Besenreisern, retikulären Varizen und in einzelnen Fällen bei Seitenastkrampfadern. Vor einer Anwendung muss diagnostiziert werden, ob das tiefe Venensystem und die Stammvenen gesund und durchgängig sind.
Medikamentöse Maßnahmen:
- Die auftretenden Beschwerden bei Varizen können durch einige Medikamente (viele auch rezeptfrei) gelindert werden. Ein heilendes Medikament ist bislang allerdings noch nicht auf dem Markt. Die Medikamente, die sich vor allem aus Pflanzenextrakten zusammensetzen, wirken auf zwei unterschiedliche Weisen: Venentonisierende Medikamente aktivieren die Vene und sollen die Spannkraft erhöhen. Ödem-Protektiva verringern die Durchlässigkeit der Venenwände, um Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe vorzubeugen oder diese zu verringern. Verwendete Pflanzenextrakte sind zum Beispiel Weinlaub und Rosskastanie und sind als Kapseln, Tabletten, Salbe oder Creme erhältlich. Gele und Salben aus Heparin oder Hirudin wirken der Blutgerinnung entgegen und sollen somit eine Thrombose verhindern. Kommt es zu starken Wasseransammlungen im Gewebe, werden zusätzlich entwässernde Medikamente (Diuretika) angeordnet.
Operationsmethoden:
- Bei Auftreten einer Varikose der Stammvenen oder der Seitenastvenen sowie bei einer Perforansvarikose ist eine Operation am wirksamsten. Hierbei wird die erkrankte Vene teilweise oder vollständig entfernt und das venöse System wiederhergestellt. Vor der Operation wird ärztlich mit Hilfe einer Duplexsonografie geprüft, ob das tiefe Venensystem durchgängig ist. Als Nachbehandlung ist es medizinisch notwendig, dass der Patient über einen längeren Zeitraum Kompressionsstrümpfe trägt. Es wird unter folgenden Operationsmethoden unterschieden:
- Stripping ist zurzeit die meist angewandte Methode einer Operation, in welcher die Krampfader von der betroffenen Vene getrennt und mit Hilfe einer Sonde entfernt wird. In hochgradigen Fällen wird die krankhaft veränderte Vene gänzlich vom Knöchel bis zur Leiste aus dem Bein gezogen.
- Endoluminale Laser- oder Radiowellentherapie: Die Vene wird von innen verödet, indem eine Sonde mit einer Laser-oder Radiowellenquelle in die betroffenen Venenabschnitte eingeführt wird.
- Bei der Chiva-Methode werden mittels Ultraschall kranke Venenabschnitte ermittelt und über einen Hautschnitt gezielt abgebunden. Diese Methode ist schonend, jedoch wurden noch keine fundierten Langzeitergebnisse beschrieben.
- Transilluminationsunterstützte Venenentfernung: Die betroffenen Bereiche werden von der einen Seite mit einer Lichtquelle angeleuchtet. Von der anderen Seite wird ein Gerät eingeführt, welches die geschädigten Gefäße zerstört und absaugt.4
Je nach Pflegegrad benötigen Personen, die unter Varizen leiden, Hilfe und Unterstützung durch eine kompetente Pflegekraft; zum Beispiel durch ambulante Pflegedienste oder eine 24h-Betreuungskraft. Es gibt einige hilfreiche Tipps für die Betreuung und Pflege, welche die Pflegekraft selbst ergreifen kann, damit die Erkrankung des Senioren verbessert wird und die Beschwerden durch die Varizen gemindert werden.
- Wechselduschen oder Kneippsche Wassergüsse verbessern die Blutzirkulation.
- Die Pflegekraft, beispielsweise aus Polen, kann durch Hochlegen der Beine ein schmerzhaftes Anschwellen verhindern.
- Bei Veranlagung zu Krampfadern sollte große Wärme oder Hitze vermieden werden, da diese zur Gefäßerweiterung und Verlangsamung des Blutflusses führt.
- Die Pflegekraft kann den Betroffenen dazu animieren, Ausdauersport zu betreiben, individuell auf den Allgemeinzustand angepasst. (Schwimmen, Walken, Radfahren, Spaziergänge). Dieser wirkt vorbeugend gegen Varizen, da die Muskelpumpe angeregt und gekräftigt wird. Weiterhin ist Venengymnastik empfehlenswert.
- Langes Stehen oder Sitzen wirkt sich negativ aus.
- Die Betreuung achtet auf ausreichend weit sitzende Schuhe und Kleidung.
- Barfußgehen kräftigt die Fußmuskeln und wirkt sich somit ebenso positiv auf die Muskelpumpe aus.
- Die Pflegekraft sorgt für eine ballaststoffreiche Ernährung mit einem reduzierten Fett-und Zuckergehalt und einer gesünderen Fettzusammensetzung (weniger tierisches als pflanzliches Fett, mehrfach ungesättigte Fettsäuren), um das Gewicht des Senioren zu kontrollieren, die Darmregulierung zu verbessern und die Gefäßgesundheit zu fördern.
- Auf Alkohol und Rauchen sollte verzichtet werden.
- Die Betreuungskraft achtet auf die Einnahme von gegebenenfalls ärztlich angeordneten Medikamenten oder das Tragen von Kompressionsstrümpfen.
- Bei Verschlechterung des Allgemeinzustandes bitte Rücksprache mit dem behandelnden Arzt halten.
- Die aufgeführten Maßnahmen können auch angewandt werden, wenn bereits eine Verödungstherapie oder eine operative Entfernung von Varizen durchgeführt wurde.5
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Quellen:
- 1: http://www.besenreiser-krampfaderfrei.de/besenreiser-krampfadern/krampfadern/definition-vorkommen/
- 2: https://www.netdoktor.de/krankheiten/krampfadern
- 3: https://www.gesundheit.de/krankheiten/gefaesserkrankungen/venenleiden/das-hilft-gegen-krampfadern
- 4: https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/krampfadern/behandlung-bei-krampfadern
- 5: https://www.apotheken-umschau.de/Krampfadern/Krampfadern-Varikose-Varikosis-Varizen-Vorbeugen-und-Selbsthilfe-11896_7.html