24h-Pflege Branchenreport 2022 gibt Einblick in den Markt der häuslichen Pflege
Nachfrage nach 24h-Pflege höher als je zuvor
Die Corona-Pandemie hat keinen großen Einfluss mehr auf die 24-Stunden-Pflegebranche. Die Nachfrage nach häuslicher 24h-Pflege ist aktuell höher als je zuvor. Das geht aus dem Branchenreport 2022 für häusliche 24h-Pflege des Informations- und Vergleichsportals 24h-Pflege-Check.de hervor. Darüber hinaus lassen sich erstmals belastbare Rückschlüsse auf die Auswirkungen von aktuellen Ereignissen, wie dem Ukraine-Krieg oder der Inflation in Deutschland, schließen.
Die 24h-Pflege ist für viele Angehörige von Pflegebedürftigen eine sehr gute Alternative zu herkömmlichen Betreuungsangeboten. Derzeit wird die Zahl der osteuropäischen Pflegekräfte in deutschen Haushalten auf zwischen 300.000 und 600.000 geschätzt. Sie werden von Agenturen vermittelt, die Ihr Angebot vor allem online präsentieren. Von zentraler Bedeutung sind dabei Vergleichsportale, die nicht nur wertvolle Informationen zu den unterschiedlichen Marktbeteiligten bereitstellen, sondern auch einen praktischen Überblick zu den Vermittlungsagenturen am Markt geben.
Der Branchenreport 2022 von 24h-Pflege-Check.de ermöglicht einen tiefen Einblick in viele Bereiche der häuslichen Pflege. In welchem Radius Agenturen aufgestellt sind, welche Ansprüche an die Pflegekräfte gestellt werden und wer ihre Leistungen in Anspruch nimmt, soll in diesem Beitrag skizziert werden.
Aktuell sind auf 24h-Pflege-Check.de 784 Vermittlungsagenturen gelistet. Die meisten von ihnen haben ihren Sitz in den Ballungsgebieten. Aber nicht nur die Agenturen, sondern auch ihre Kunden sehr ungleich über die Bundesrepublik verteilt. Nur vier Prozent der Agenturen haben Ihren Sitz in einem der neuen Bundesländer. Hier ist auch die Nachfrage deutlich geringer: Nur rund sechs Prozent der osteuropäischen Pflegekräfte werden in Einsatzorte in Ost-Deutschland entsendet. Am größten sind Angebot und Nachfrage in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern. Die drei Bundesländer beheimaten zusammen 61 Prozent der Agenturen – und auch 66 Prozent der Einsatzorte der Pflegekräfte verteilen sich auf die bevölkerungsstärksten Bundesländer Deutschlands. Ähnlich wie bei den Agenturstandorten, ist also auch hier eine hohe Korrelation zur allgemeinen demografischen Verteilung zu erkennen.
Im Zusammenhang mit dem Standort der Vermittlungsagenturen stellt sich die Frage, in welchem Radius die Agenturen tätigt sind. In der Regel verfolgen die Vermittlungsagenturen für Betreuungskräfte eine von zwei – praktisch gegensätzlichen – Vorgehensweisen, die auf Seiten der Interessenten ebenfalls sowohl bevorzugt als auch eher abgelehnt werden. Dabei nimmt die erste Vorgehensweise die persönliche Beratung in den Fokus, häufig auch in Form von Vor-Ort-Besuchen in der Anbahnungsphase und während des laufenden Betreuungseinsatzes. Praktisch keine Pflegevermittlung bietet diese Form der Kundenansprache bundesweit an.
Die zweite Vorgehensweise ist indirekter. Die Kommunikation erfolgt hier bevorzugt und hauptsächlich durch Telefon und E-Mail. Diese Variante ermöglicht es, einen wesentlich größeren Radius bei der Kundenansprache abzudecken, sei im überregionalen Bereich oder auf ganz
Deutschland bezogen Unserer Auswertung zeigt, dass sich Agenturen in ihrem Tätigkeitsfeld vor allem regional (36 Prozent) und überregional (31 Prozent) aufstellen. Nur 16 Prozent der Vermittlungsagenturen sind deutschlandweit tätig.
Bei der Bedarfsermittlung geben die Angehörigen der Pflegebedürftigen Auskunft über ihren Bedarf. So fordern 82 Prozent aller Anfragenden umfangreiche Betreuungserfahrungen als Grundvoraussetzung für den Einsatz in der häuslichen Pflege. Die restlichen 18 Prozent stellen keine Anforderungen an den Erfahrungsschatz der Pflegerinnen oder geben sogar an, dass dieser nicht nötig ist. Ein hoher Grad der Professionalisierung ist dementsprechend für vier von fünf Auftraggebern ein zentraler Punkt bei der Entscheidung für oder gegen eine spezifische Pflegekraft.
Eine interessante Entwicklung ist vor allem bei dem Zeitpunkt der Anfragen festzustellen. Die grundsätzliche Tendenz, dass die Anfragenhäufigkeit zu Beginn der Woche am stärksten ist und dann im Wochenverlauf abnimmt, ist zwar weiterhin zu erkennen, jedoch werden auch vermehrt Anfragen an Sonntagen gestellt (10 Prozent). Der Tage mit der prozentual größten Nachfrage sind montags und dienstags mit jeweils 19 Prozent.
Anhand der Angaben lässt sich die Gruppe der Pflegebedürftigen ebenfalls klar skizzieren. Rund 30 Prozent von ihnen sind zwischen 80 und 85 Jahren alt – und mit 68 Prozent ist ein Großteil weiblich. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Personen mit Betreuungsbedarf leben allein, ein Ehepartner (32 Prozent) oder andere Angehörige (14 Prozent) sind eher selten im Haushalt vorhanden.
Darüber hinaus lässt sich sehen, dass viele Auftraggeber sich erst bei höherem Pflegeaufwand für das Engagement einer osteuropäischen Pflegekraft entscheiden. Nur sechs Prozent der zu pflegenden Senioren wurden im Pflegegrad 1 eingestuft. Für Menschen in den Pflegegraden 2 (23 Prozent), 3 (39 Prozent) und 4 (24 Prozent) ist die Nachfrage am größten, lediglich acht Prozent der Anfragenden gab an, eine Pflegekraft für einen Angehörigen mit Pflegegrad 5 zu suchen. Diese Normalverteilung lässt sich auf den Bedarf zurückführen: Bei Menschen mit Pflegegrad 1 können meist Familienangehörige oder ambulante Pflegedienste die anfallenden Arbeiten und Dienstleistungen übernehmen. Bei dem enorm hohen Pflegebedarf, den Senioren mit Pflegegrad 5 haben, ist eine häusliche Pflege kaum noch zu realisieren. Hier empfiehlt sich dann der Umzug in eine entsprechende Einrichtung, da diese für den hohen Aufwand einfach besser ausgestattet sind und die Betreuungskräfte dort im Notfall auch rund um die Uhr pflegen und unterstützen können.
Insgesamt lässt sich trotzdem ein Wachstum des Marktes beobachten. Auch wenn einige Agenturen die Zeit während der Pandemie nicht überstanden haben, so sind neue hinzugekommen, andere haben sich weiter professionalisiert.
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