Kosten für ein Altenheim im Bundesländer-Vergleich
Große Unterschiede bei den Kosten für einen Platz im Altenheim – Welches Bundesland ist am günstigsten?
Bei den Kosten für einen Platz in einem Seniorenheim gibt es sehr große regionale Unterschiede, obwohl die Qualität deutschlandweit auf einem recht einheitlichen Niveau ist. Zu diesem Schluss kam vor zwei Jahren eine von Spiegel Online erstellte Auswertung, die den zu leistenden Eigenanteil für einen Heimplatz einem bundesweiten Vergleich unterzogen hat. Mit dem neuen Pflegestärkungsgesetz II haben sich aber viele Vorzeichen verändert. Die Frage, die sich viele stellen: Ist mit der Novellierung des Gesetzes auch der Aufenthalt im Altenheim günstiger geworden? Wir haben für Sie die aktuellen Zahlen ausgewertet und zeigen, wie stark die Preise in den Bundesländern auseinander liegen.
Bevor die Unterschiede miteinander verglichen werden können, ist es wichtig zu wissen, wie sich die Kosten für ein Altenheim zusammensetzen. Grundsätzlich gibt es nämlich drei Faktoren, die am Ende über die Höhe des Eigenanteils entscheiden: Die Pflegekosten, die Investitionskosten und die Kosten für Verpflegung und Unterbringung.
Die Pflegekosten werden zu einem großen Teil von der Pflegeversicherung getragen. Je nach Pflegegrad (ehemals Pflegestufe) Ihres Angehörigen, werden so Kosten von bis zu 2.005 Euro übernommen. Trotzdem müssen Sie einen Teil dazu selbst beitragen, den sogenannten einrichtungseinheitlichen Eigenanteil. Früher wurde die Differenz zwischen Pflegegeld und tatsächlichen Pflegekosten einfach an den jeweiligen Bewohner weitergegeben. Heute werden die zu zahlenden Eigenanteile durch die Anzahl aller Bewohner geteilt. So zahlen alle Heimbewohner den gleichen Beitrag und eine Einstufung in einen höheren Pflegegrad führt nicht automatisch zu einem deutlich höheren Eigenanteil, wie es vor dem Pflegestärkungsgesetz II der Fall war.
Die Investitionskosten beinhalten Bau- und Instandhaltungskosten, Pachtzahlungen des Heimbetreibers oder die Kosten für die Ausstattung der Küche oder Bäder. Mit der Verpflegung und Unterbringung sind die Kosten für die Unterkunft, Essen, Reinigung und Wartung des Zimmer sowie des gesamten Gebäudekomplexes, das Waschen der Wäsche und die Entsorgung des Mülls gemeint. Sowohl die Investitions-, als auch die Verpflegungs- und Unterbringungskosten gehören jeweils zum Eigenanteil des Bewohners. Beide Faktoren sind aber ebenfalls in jedem Heim unterschiedlich. Im deutschlandweiten Vergleich kommen so Gesamtkosten zustande, die sehr stark von Bundesland zu Bundesland variieren.
Der Spiegelartikel ermittelte im Jahr 2015 die günstigsten Einrichtungen im südwestlichen Thüringen und Sachsen. Die teuersten hingegen fanden sich im Großraum München und Nordrhein-Westfalen. Der Eigenanteil schwankte zwischen 750,- und knapp 2.000,- Euro. Durch die Umstellung im Zuge des Pflegestärkungsgesetzes hat sich aber auch die Kostenstruktur geändert.
Deshalb sollen hier auch die neuesten Zahlen betrachtet werden um beurteilen zu können, ob diese großen Unterschiede immer noch in der Form existieren. Die Grundlage hierfür stellt eine Erhebung auf der Seite Pflegemarkt.com dar. Dort wird der einrichtungseinheitliche Eigenanteil von mehr als 10.000 Seniorenheimen und Pflegeeinrichtungen aus ganz Deutschland miteinander verglichen. Das Ergebnis: Auch im ersten Quartal 2017 sind die Unterschiede im gesamten Bundesgebiet noch sehr groß. Der einsame Spitzenreiter ist hier das Saarland. Mit durchschnittlichen Pflegeheimkosten von 898,- Euro liegt es 131,- Euro vor dem zweitteuersten Bundesland Baden-Württemberg. Ebenfalls durchschnittlich mehr als 700,- Euro Eigenanteil erheben die Einrichtungen in Bayern und Nordrhein-Westfalen. Auf der anderen Seite des Spektrums stehen die Länder Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Thüringen. Hier liegt der einrichtungseinheitliche Eigenanteil im Schnitt zwischen 334,- Euro und 215,- Euro, wobei Thüringen, wie auch in der Erhebung von Spiegel-Online, die günstigsten Heime beherbergt.
Aber nicht nur der Eigenanteil für die Pflegeleistungen variiert stark von Land zu Land. Auch die Investitionskosten weisen starke Unterschiede auf. Die höchsten Werte wurden hier in Nordrhein-Westfalen, Bremen, Hamburg und dem Saarland ermittelt. Dort wurden durchschnittliche Investitionskosten von mehr als 16 Euro pro Tag erhoben. Unter einem Wert von 10 Euro pro Tag liegen nur Sachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Was auf den ersten Blick wie ein geringfügiger Unterschied aussieht, kann auf den gesamten Monat gerechnet eine Differenz von weiteren 250,- Euro entstehen lassen. In einem ähnlichen preislichen Spektrum bewegen sich auch die Verpflegungskosten. Somit sind die Kosten insgesamt nicht gesunken, sie variieren nur nicht mehr so stark von Heimbewohner zu Heimbewohner und sind nicht mehr direkt vom Pflegegrad abhängig.
Es lässt sich allerdings ein weiteres Mal bestätigen: Bei den Kosten für die Unterbringung in einem Pflegeheim gibt es ein sehr starkes Gefälle in Deutschland. Während der Nordosten in allen Kategorien sehr gut abschneidet, wird es immer teurer, je weiter man in den Südwesten der Republik kommt. Selbst nach Abzug des Pflegegeldes bleiben die Senioren oder ihre Angehörigen auf Kosten von bis zu 2.000 Euro sitzen. Günstiger ist da in den meisten Fällen die 24-Stunden-Betreuung. Hier zieht eine Pflegekraft aus Osteuropa , bspw. polnische Pflegekräfte, bei Ihrem Angehörigen mit ein, um dort dauerhaft Pflege- und Betreuungsleistungen zu erbringen. Wenn Sie alle Unterstützungsleistungen und steuerlichen Vorteile geltend machen, zahlen Sie hier oft nur einen Bruchteil von dem, was für einen Aufenthalt im Pflegeheim fällig gewesen wäre. So liegen die Kosten für die 24h-Pflege nach allen Abzügen meist im Bereich von 1.000 bis 1.300 Euro (Siehe auch „Was kostet eine polnische Pflegekraft?“). Damit ist sie nicht nur günstiger als die allermeisten Seniorenheime, sondern birgt auch noch den großen Vorteil, dass Ihr Angehöriger im gewohnten Umfeld der eigenen Wohnung bleiben kann. Außerdem kann sich die 24h-Pflegekraft viel intensiver um Ihren Verwandten kümmern, als es bei der hohen Belastung in der Altenpflege in einem Heim möglich gewesen wäre.