Pflegeroboter Pepper: Ein elektronischer Helfer
Die Situation in der Pflege spitzt sich weiterhin zu und wird sich ohne große Veränderungen auch in den nächsten Jahren nicht signifikant verbessern. Vor allem hinsichtlich des Personals sind trotz aller Bemühungen kurzfristige Verbesserungen mehr als fraglich. Elektronische Helfer, wie der Pflegeroboter Pepper, rücken daher als Unterstützung des Pflegepersonals weiter in den Mittelpunkt.
Kaum ein gesellschaftliches Thema wird so emotional und politisch diskutiert wie die aktuelle Situation in der Pflegebranche. Die vielen intensiven Diskussionen sind vor allem für den Meinungsaustausch wichtig, resultieren jedoch eher selten in konkreten Ergebnissen. Bei einem genaueren Blick auf die Probleme in der Pflegebranche wird deutlich, warum dies der Fall ist. Insbesondere die Vielschichtigkeit der Probleme sorgt dafür, dass es teilweise vollumfassende Konzepte benötigt, um gegen den Notstand in der Pflege anzugehen.
Beispielsweise sieht man an dem demographischen Wandel, dass einige Probleme in der Pflege historisch geprägt sind und nur bedingt beeinflussbar sind. Sicherlich ist die Situation bezüglich des Personalmangels beeinflussbarer, jedoch wirken auch hier Maßnahmen erst mit einigen Jahren Verzögerung. Aktionen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen, sowie für die Erhöhung der Entlohnung der Pflegekräfte oder auch das Konzept „Konzertierte Aktion Pflege“ zeigen jedoch, dass sich etwas in der Branche bewegt und die Politik aktiv ist.
Neben diesen staatlichen Maßnahmen hat auch die Wirtschaft die Probleme in der Pflege erkannt und versucht mit innovativen (technischen) Ideen die Situation in der Pflege zu verbessern. Neben Gesundheits-Apps oder technischen Hilfsmitteln, wie mobile Diabetes-Messgeräte, sind insbesondere Pflegeroboter ein Thema, bei dem es in den letzten Jahren vielversprechende Entwicklungen gab.
Robotik in der Pflege – das mag für manche abschreckend klingen. Jedoch ist ein Pflegeroboter nicht gleich Pflegeroboter und die Sorge, dass der komplette Kontakt zwischen Patienten und Pfleger/ -innen durch einen Roboter ersetzt werden soll, kann aufgrund der Ziele dieser Technik genommen werden. Pflegeroboter agieren aktuell (bei den wenigen Einsätzen bisher) ergänzend zum Pflegepersonal und übernehmen maximal standardisierte Alltags-Aufgaben oder dienen zur Unterhaltung von Senioren.
Blickt man auf alle derzeit existierenden Robotermodelle wird deutlich, dass sie rein als technische Unterstützung der Pfleger und Pflegerinnen dienen sollen. Aktuell liegt dies jedoch nicht nur daran, dass die Absicht mit dem Pflegeroboter die Pfleger/-innen zu ersetzen nicht besteht, sondern auch, dass es technisch nicht möglich ist, einen Pflegeroboter zu entwickeln, der nahezu alle Aufgaben in der Pflege erledigen kann.
Die aktuellen Funktionen der Pflegeroboter ergeben sich aus den o.g. Gründen, denn die aktuellen Pflegeroboter-Modelle fokussieren sich nur auf bestimmte (Teil-)Aufgaben. Betrachtet man, welche Pflegeroboter aktuell auf dem Markt sind und welche Funktionen diese Roboter haben, können die Modelle kategorisiert werden. Die bisherigen Pflegeroboter lassen sich in die folgenden Kategorien einteilen:
- Service-Roboter, erfüllen Standard-Aufgaben (z. B. Gegenstände transportieren)
- Sozio-interaktive Roboter, dienen zur Unterhaltung
- Hebe-Roboter, übernehmen körperlich schwere Arbeit
Bezüglich des Einsatzes der Pflegeroboter in der Altenpflege ist davon auszugehen, dass sich insbesondere die sozio-interaktiven Pflegeroboter am ehesten und schnellsten in den Pflegeeinrichtungen verbreiten werden. Dies liegt unter anderem an den Funktionen der Pflegeroboter, da diese einfacher in den Pflege-Alltag integriert werden können. Auch der, im Vergleich zu den anderen Kategorien, geringere Preis spricht für die schnellere deutschlandweit Verbreitung der sozio-interaktiven Pflegeroboter. Außerdem finden mit den technischen Helfern aus dieser Kategorie, wie dem Pflegeroboter Pepper, erste Testeinsätze statt, die entsprechende mediale Aufmerksamkeit generieren.
Wir haben den Pflegeroboter Pepper genauer begutachtet und informieren Sie im Folgenden über Funktionen, Einsatzgebiete und technische Hintergründe.
Pepper ist im Vergleich zu den anderen Pflegeroboter-Modellen menschenähnlich aufgebaut. Neben zwei Armen mit jeweils einer Hand und fünf Fingern ist der Pflegeroboter Pepper auch mit einem Kopf und schließbaren bzw. öffnenden Augen ausgestattet. Seine Bewegungen führt Pepper jedoch nicht mit Beinen aus, sondern mit integrierten omnidirektionalen Rädern, mit denen er sich beispielsweise durch die Flure der Pflegeeinrichtungen bewegen kann.
Bei der ersten Betrachtung von Pepper fällt direkt auf, dass bei der Konstruktion und Entwicklung des Pflegeroboters darauf geachtet wurde, dass sein Äußeres auf Menschen möglichst sympathisch wirkt. Dazu passen auch seine eher kindlichen Maße von 1,20 Meter und 28 kg. Wichtig für seine zentralen Funktionen ist vor allem das integrierte Tablet auf seiner Brust, mit dem er unter anderem durch Spiele die Senioren unterhalten kann.
Neben dem Tablet ist für die Verwendung von Pepper vor allem seine Sprachfähigkeit wichtig. Um mit Senioren und Pfleger/-innen zu interagieren hat der Hersteller Pepper mit der Möglichkeit mehrere Sprachen zu verstehen und zu sprechen, ausgestattet. Mit seinen Sensoren kann Pepper nicht nur Sprache verstehen und entsprechend antworten, sondern er kann sich auch Gesichter merken.
Durch diese Fähigkeiten fungiert Pepper bereits in einigen Einrichtungen als Unterhaltungs-Talent. Er erzählt Witze, liest Geschichten vor und spielt Musik ab – das volle Unterhaltungsprogramm also. Viele dieser Funktionen dienen jedoch zu mehr als nur zur Unterhaltung, sie sollen Senioren auch dazu animieren, mitzumachen bzw. nachzudenken. Angelehnt an bereits bekannte Gehirntrainingsmethoden stellt Pepper seinem Interaktionspartner auch Rätsel. Solche Rätsel können mit Pepper über Sprache oder über die Bedienung mittels seines Tablets gelöst werden.
Durch seine beweglichen Arme animiert er Senioren außerdem dazu, mit ihm zu tanzen und sich zu bewegen. Unterhaltung, Gehirntraining und Bewegung – das sind die zentralen Aufgaben von Pepper.
Sind einem die Aufgaben und Fähigkeiten vom Pflegeroboter Pepper bewusst, dann wird schnell klar, dass die Angst, dass Robotik den Menschen in der Pflege ersetzt, genommen werden kann. Pepper ist eher als technischer Unterstützer anzusehen, der die Senioren unterhält, wenn die Pflegekraft schnell zu einem Notfall eilen muss. Auch vermittelt Pepper seine Botschaften immer freundlich, sodass das Spannungsfeld zwischen Pfleger/-innen und der pflegebedürftigen Person entlastet werden kann. So erinnert er Senioren im Rahmen einer altersgerechten Ernährung an regelmäßiges Trinken.
Im Internet finden sich nach den ersten Testeinsätzen von Pepper viele positive Aussagen von Senioren über den Pflegeroboter. Die meisten bestätigen, dass der Pflegeroboter durch seine Funktionen und sein Design als sehr sympathisch empfunden wird. Auch die Integration des Pflegeroboters in den Pflege-Alltag wird oft sehr gut bewertet.
Entscheidend für eine Verbreitung der Pflegeroboter in Deutschland ist vor allem der Kostenfaktor. Da sich die aktuellen Modelle nur auf bestimmte Funktionen fokussieren, müssten für eine umfangreiche technische Hilfe möglicherweise mehrere Pflegeroboter-Modelle angeschafft werden. Dies ist für fast alle Pflegeeinrichtungen so nicht finanzierbar. Doch wie viel kostet so ein Pflegeroboter eigentlich?
Am Beispiel vom Pflegeroboter Pepper wird deutlich, dass die Kosten für so einen technischen Helfer sehr stark von der jeweiligen Konfiguration abhängen. Einen festgelegten Preis für Pepper zu finden ist daher schwer, jedoch muss eine Pflegeeinrichtung ungefähr mit Anschaffungskosten zwischen 15.000 – 17.000 € rechnen. Dazu kommen weitere Wartungs- und Betriebskosten.
Pepper liegt damit preistechnisch eher im Mittelfeld der Pflegeroboter. Günstigere Pet-Roboter, wie die Justo Cat, gibt es bereits ab ca. 1.500 € und die komplexeren Hebe-Roboter-Modelle werden individuell konfiguriert und rufen somit weit höhere Kosten auf den Plan. Für die Verbreitung von Pepper spricht jedoch, dass die Kosten mit einer ansteigenden Produktion fallen sollten und der Preis für die Anschaffung des Pflegeroboters dementsprechend fällt.
Wer konkret nach Pepper sucht und Interesse hat den Pflegeroboter zu kaufen, wird nicht direkt fündig. Bei der Suche nach Pepper werden vor allem Erfahrungsberichte von den Testeinsätzen angezeigt, die zum Teil schon etwas veraltet sind.
Möchte man Pepper jedoch kaufen sind auf dem ersten Blick die Seiten Entrance Robotics, Probo Robotics GmbH und Technik LPE Shop die richtigen Anlaufstellen. Bei den beiden erstgenannten Seiten muss für den Kauf von Pepper jedoch erst ein Kontaktformular ausgefüllt werden. In dem Shop von Technik LPE wird Pepper ganz offen mit Preis (16.704 € mit zwei Jahren Garantie) angeboten, wobei auch hier der Kauf mit einem telefonischen Kontakt startet.
Bei allen Vorteilen, die die Pflegeroboter mit sich bringen, wird die flächendeckende Verbreitung der technischen Helfer in Deutschland wahrscheinlich noch einige Jahre dauern. Die wesentliche Gründe hierfür sind:
- Die fehlende Akzeptanz in der Bevölkerung
- Die hohen Anschaffungs- und Wartungskosten
- Der hohe bürokratische Aufwand
- Der bisherige Stand der Technik
Je nachdem, um welches Pflegeroboter-Modell es sich handelt, beeinflussen die genannten Gründe die flächendeckende Verbreitung des Modells unterschiedlich stark. So sind je nach Modell und Funktion erste Testeinsätze sehr vielversprechend. Pet-Roboter, wie Justo Cat, Paro, und vor allem auch der Pflegeroboter Pepper sind als interaktive Unterhaltungselemente in den Pflegealltag leichter zu integrieren als komplexere Modelle.
Vor allem auch in der häuslichen Betreuung können solche Pflegeroboter-Modelle sinnvoll in naher Zukunft eingesetzt werden. Als Entlastung von Pflegekräften aus Osteuropa helfen Paro, Pepper & Co. dabei, mit Senioren, die den Wunsch äußern zuhause zu altern, zu interagieren. In der 24h-Betreuung ist der Einsatz solcher Roboter bspw. sinnvoll, weil sich viele Senioren durch die Interaktion mit den Pflegerobotern öffnen. Insbesondere im Hinblick auf die 24 Stunden Pflege bei Demenz stellt der technische Helfer so einen echten Mehrwert dar. Wann Pflegeroboter jedoch flächendeckend eingesetzt werden und Pfleger/-innen in ganz Deutschland entlasten können, bleibt also abzuwarten.